nebenan.de als Facebook-Alternative? So geht Datenschutz bei nebenan.de

Grafik: nebenan.de

Seit dem großen Datenskandal bei Facebook suchen viele Nutzer nach Alternativen zu dem sozialen Netzwerk aus den USA. Was nebenan.de von Facebook unterscheidet und wie sorgfältig die Daten der nebenan.de Nutzer geschützt werden, erzählt Mitgründerin Ina Brunk im Interview.

​Was sind die großen Unterschiede zwischen Facebook und nebenan.de?

Ina Brunk, Mitgründerin von nebenan.de

Ina Brunk: Wir sehen drei große Unterschiede zwischen nebenan.de und Facebook:

1) Vision: Facebooks Idee ist, dass ich online im Kontakt mit meinen Freunden bleibe – die Vision von nebenan.de ist, dass man online mit Menschen aus seiner direkten Nachbarschaft in Kontakt tritt und sich dann offline begegnet.

Bei Facebook kommunizieren wir also allermeistens mit Leuten, die wir bereits kennen. Bei nebenan.de lernen sich Nachbarn kennen, die bisher keinen Kontakt hatten. So werden aus fremden Nachbarn neue Bekannte, die einem durch Hilfe oder gemeinsame Aktivitäten den Alltag erleichtern oder verschönern – und manchmal entstehen daraus sogar echte Freundschaften. Das haben wir alles schon erlebt.

2) Reichweite: Bei Facebook kann ich mich mit der ganzen Welt vernetzen, bei nebenan.de nur mit den Menschen aus meiner direkten Nachbarschaft. Alle Nutzer sind mit ihrem Klarnamen angemeldet – so entsteht ein überschaubarer geschützer Raum, in dem man sich höflich begegnet.

Wir setzen also nicht auf das Globale, sondern auf das Hyperlokale. Echte Nähe statt Anonymität im Netz. Denn wir glauben daran, dass in lebendigen Nachbarschaften ein enormes Potenzial für den gesellschaftlichen Zusammenhalt liegt.

3) Filterblasen: Bei Facebook kommunizieren wir mit Menschen, die ähnliche Interessen und Ansichten haben wie wir. Ein intransparenter Algorithmus legt fest, wem welche Inhalte angezeigt werden. Der Facebook-Skandal zeigt, welche dramatischen und manipulativen Folgen das haben kann.

Auf unserer Plattform gibt es keinen Algorithmus, der bestimmt, wem welche Inhalte angezeigt werden. Stattdessen sehen alle Nutzer die Inhalte aus ihrer Nachbarschaft in chronologischer Reihenfolge.

Bei nebenan.de treffen dadurch Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten aufeinander und lernen sich kennen. Das kann sehr bereichernd sein und fördert den Zusammenhalt, statt Spaltung voran zu treiben.

Viele Facebook-Nutzer haben Sorge vor Missbrauch ihrer Daten. Was tut nebenan.de, um seine Nutzerdaten zu schützen?

TÜV-zertifizierter Datenschutz

Ina Brunk: Für nebenan.de gilt das „Datensparsamkeitsprinzip“, für Facebook dagegen die „attention economy“. Facebook analysiert das komplette Nutzerverhalten, um zielgerechte Werbung zu schalten. Das kommt für uns nicht infrage. Wir fragen nur nach dem Namen, der Anschrift und der E-Mail-Adresse. Bei jeder Online-Bestellung gebe ich mehr Daten preis.

Wir haben uns zudem freiwillig vom TÜV prüfen lassen. Der TÜV hat uns durch das Zertifikat bescheinigt, dass unsere Nutzungsbedingungen besonders verständlich und somit vorbildlich sind. Das Zertifikat ist hier einsehbar. Auch unsere Datensicherheit – also wie wir mit den uns anvertrauten Daten umgehen – wurde von ISICO zertifiziert.

Im Vergleich zu Facebook sind wir zudem eine deutsche Firma, die sich an deutsche und europäische Gesetze zum Datenschutz halten muss. Das nehmen wir sehr ernst.

In den Datenschutzhinweisen von nebenan.de steht, dass ihr Webanalysedienste wie Google Analytics verwendet. In welchem Zusammenhang macht ihr das?

Ina Brunk: Hier ist es ganz wichtig, zwischen interner Datenauswertung und Weitergabe von Daten an Dritte zu unterscheiden.

Wir benutzen Dienste wie Google Analytics, um Nutzerdaten intern auszuwerten und mit Hilfe dieser Auswertungen unsere Plattform zu verbessern. So analysieren wir Nutzerdaten aggregiert und anonymisiert im Hinblick auf Wachstum einzelner Städte, Rückkehrraten und Interaktionsraten. Wir treffen zum Beispiel Aussagen wie: In Köln haben sich im letzten Monat mehr neue Nutzer als in Rostock angemeldet oder Leipzig ist aktiver als Karlsruhe. So können auch wir lernen und unser Angebot stetig verbessern.

Eine interne Analyse beutetet jedoch nicht, dass wir Daten an Dritte verkaufen – schon gar nicht für Werbezwecke. Das möchte ich ausdrücklich betonen: nebenan.de verkauft keinerlei persönliche Nutzerdaten an Dritte.

nebenan.de verwendet das so genannte "Facebook-Pixel". Heißt das, dass nebenan.de Informationen über seine Nutzer an Facebook weitergibt?

Ina Brunk: Es ist andersrum. Facebook liefert durch den Pixel an uns Informationen darüber, was für Personen welches Alters mit welchem Interesse auf unsere Werbeanzeigen bei Facebook geklickt haben. Es handelt sich also um Informationen über Facebook-Nutzer.

Das Facebook-Pixel nutzen wir, um unsere Werbeanzeigen für nebenan.de auf Facebook zu optimieren. Das heißt, wenn wir eine Werbeanzeige bei Facebook schalten und ein Facebook-Nutzer darauf klickt, bekommen wir das angezeigt. An Facebook wird die anonymisierte Information gesendet, ob sich ein Facebook-Nutzer nach Klick auf die Anzeige bei uns registriert hat oder nicht. Wir laden aus Datenschutzgründen auch keine Nutzerlisten auf Facebook, um damit weitere Zielgruppen aufzubauen.

Alles, was nach dem Log-In auf unserer geschützten Plattform passiert, kann nicht von Facebook ausgelesen werden und wird von uns nicht mit Facebook geteilt.

Gab es seit dem Datenskandal bei Facebook einen Anstieg der Nutzerzahlen bei nebenan.de?

Ina Brunk: Für viele Menschen ist das Thema Datensicherheit bei Facebook nicht erst seit Bekanntwerden des Datenleaks ein heikles Thema. Daher verzeichnen wir schon seit längerer Zeit viele Anmeldungen von Personen, die sich bewusst für uns und ein soziales Miteinander im lokalen, datengeschützten Umfeld entscheiden.

Es findet ein Umdenken statt: Verbringe ich meine Zeit im Internet nur zum stumpfen Zeitvertreib oder entsteht dadurch etwas Sinnvolles für mich? Bringt es vielleicht auch im echten Leben einen Mehrwert?

Wir verstehen nebenan.de als digitales Mittel, um sich im echten Leben zu begegnen – also den Schritt von online zu offline zu gehen. Damit möchten wir ein Zeichen für starke lokale Gemeinschaften setzen und einen echten Austausch über Alters-, Herkunfts- und Einkommensgruppen hinweg ermöglichen. Wie gut das funktioniert, können wir tagtäglich sehen.

Wir freuen uns also über jeden neuen Nutzer, der Lust auf ein richtiges "soziales" Netzwerk und ein nettes, ehrliches und hilfsbereites Miteinander hat. 


Hast du noch Fragen zum Datenschutz auf nebenan.de?
Dann melde dich gerne unter kontakt@nebenan.de.
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Hannah Kappes | nebenan.de

Hannah Kappes arbeitet seit 2017 im Kommunikationsteam von nebenan.de. Zuvor war sie als Journalistin und Producerin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätig.